Zwölf tote Pottwale an der Nordseeküste

Hallo, liebe Delfin-Freunde, hier ist wieder euer FINN!

FINN informiert sich über die gestrandeten Pottwale. (Foto: Susanne Gugeler)
FINN informiert sich über die gestrandeten Pottwale.
(Foto: Susanne Gugeler)

Habt ihr auch davon gehört oder gelesen, dass an der Nordseeküste in Deutschland und in den Niederlanden zwölf tote Pottwale angeschwemmt wurden? Dieses schreckliche Ereignis hat sich zwischen Anfang und Mitte Januar 2016 abgespielt.

Im Internet gibt es jede Menge Meldungen und Filme darüber, wie die Wale zerlegt wurden. Ich habe euch ja auch schon einmal über das Zerlegen eines Pottwals erzählt. Vielleicht könnt ihr euch erinnern. Wenn nicht, dann schaut mal hier nach.

Sind die Wale verhungert?

Wal-Experten, die sich die Organe der Pottwale angeschaut haben, haben nun herausgefunden, dass zumindest ein Pottwal fast nichts im Magen gehabt hatte. Man fand nur einen einzigen Tintenfisch-Schnabel.

„Tintenfisch-Schnabel?“, werdet ihr euch fragen. „Einen Schnabel haben doch nur Vögel.“

Nein, auch bei Tintenfischen spricht man von Schnäbeln. Denn ihre Mundöffnungen sind ähnlich hart wie die Schnäbel der Vögel.

Und solche Schnäbel, die nicht verdaut werden können, geben Aufschluss darüber, wie viele Tintenfische ein Pottwal gefressen hat.

Große Tintenfische schwimmen nicht an der Wasseroberfläche, sondern ganz tief unten im Meer.

Die Pottwale sind in der Lage, ihre Beute bis in eine Tiefe von 1.000 oder sogar 2.000 Metern zu verfolgen. Die Nordsee ist jedoch ein eher flaches Meer. Dort sind die Pottwale nicht satt geworden. Und wenn ein Wal oder Delfin nichts frisst, dann verdurstet er automatisch. Denn die Meeressäuger trinken kein Salzwasser, sondern brauchen Süßwasser, damit ihre Organe gut funktionieren können. Das Süßwasser ist in Fischen (oder Tintenfischen) enthalten.

Fischernetz im Magen

Im Magen eines anderen Pottwals hat man – nun haltet euch fest – ein Fischernetz gefunden … Das hat selbstverständlich nichts in einem Pottwal zu suchen und darf auch nicht herrenlos im Meer treiben. Doch leider passiert das immer wieder.

Netze reißen sich ab und zu von Booten los und schweben dann wie eine fast unsichtbare Wand im Ozean. Viele Tiere verfangen sich darin und ersticken. Die großen Pottwale schlucken die Netze aus Versehen. Obwohl der Magen dann voll ist, verhungern (und verdursten) die Wale, weil ein Netz ja keine Nährstoffe (und kein Süßwasser) enthält.

Pottwale „sehen“ mit den Ohren

Doch nicht nur die großen Körperteile der Pottwale werden von den Wal-Experten untersucht, sondern auch die kleineren – zum Beispiel die Ohren. Manche Wissenschaftler glauben nämlich, dass Wale deshalb stranden, weil sie – wegen des großen Lärms im Meer – taub geworden sind.

Ein tauber Wal kann sich im trüben Meer nicht orientieren.

Normalerweise sendet ein Pottwal sogenannte Klicks aus, die als Echo zurückkommen. Wenn er aber nichts hört, so weiß er nicht, wo er sich befindet und wo sich sein Futter aufhält.

Allerdings ist das nur eine Vermutung. Bisher weiß man nicht, ob einer der Wale oder sogar alle Tiere taub waren.

Ein Wal kann explodieren

Um so einen riesigen Wal zerlegen zu können, braucht man scharfe Messer. Zum Beispiel ein sogenanntes Flensmesser. Das sind lange Lanzen mit einer schwertähnlichen Klinge am Oberteil. Solche Flensmesser wurden bereits vor Jahrhunderten beim Walfang eingesetzt.

Es ist aber nicht ungefährlich, einfach in den toten Wal-Körper einen Riss zu schlitzen. Denn in den inneren Organen haben sich Gase gebildet, die wegen der dicken Fettschicht (Blubber) nicht entweichen konnten.

Wird der Kadaver (so nennt man den Körper eines toten Tieres) dann angeritzt, so kann es passieren, dass daraus explosionsartig Blut und Körpergewebe entweichen. Da heißt es dann für den Präparator (so nennt man einen Experten, der einen Wal zerlegt und dessen Skelett so bearbeitet, dass es später einmal in einem Museum ausgestellt werden kann) schnell in Deckung zu gehen.

Die Wale kommen in Museen

Die Knochen und Zähne der gestrandeten Wale kommen später in verschiedene Museen oder Ausstellungen. (Oben rechts seht ihr ein älteres Pottwal-Skelett, welches Schneewittchen getauft wurde. Warum es so heißt, ist eine andere Geschichte.)

Im Museum oder in einer Wale-Ausstellung sollen sie die Besucher daran erinnern, dass es in den Ozeanen riesige Geschöpfe gibt. Man sagt auch, dass die Pottwale die größten Tiere mit Zähnen sind.

Ich hoffe, dass in nächster Zeit nicht noch mehr Pottwale stranden. Das sind so tolle Tiere! Ich bin einer Gruppe von ihnen im Sommer 2015 im Ligurischen Meer (Italien) begegnet. Dieses Abenteuer werde ich ganz bestimmt nicht mehr vergessen.

Bis bald!
Euer FINN
Falls ihr erfahren wollt, was es sonst noch auf dieser Kinder-Website zu lesen und staunen gibt, so müsst ihr einfach nur das Inhaltsverzeichnis anschauen.

Michael hat am 24. Januar 2016 Folgendes zu diesem Artikel geschrieben:
„Vorbildlich verständlich beschrieben.
Echt klasse.“